Rolf Günther, der stellvertretende Leiter des Landgestüts Redefin, verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. Er ist einer der erfolgreichsten Springreiter der ehemaligen DDR.
Im Vollblutgestüt Graditz verbrachte er seine Lehrjahre, wurde später Agraringenieur und leitete die Abteilung Tierzucht im VEG Mücheln. Zum Zeitpunkt der Wende hatte Rolf Günther bereits auf osteuropäischen Turnieren Große Preise gewonnen und zahlreiche Nationenpreise in DDR-Farben bestritten.
Schon damals fiel Günther durch sein feines Reiten, seinen hervorragenden Stil auf. Der Reitsport in der DDR lebte von seinen grundsolide arbeitenden Reitern. Pferde, die nicht „funktionierten“ wurden nicht schnell weitergereicht und ersetzt, sondern so gut wie möglich ausgebildet. Mit der Wende war Rolf Günthers Karriere nicht zu Ende, sondern nahm erst richtig Fahrt auf. Der damalige Leiter des „Hengstdepots“ Redefin, Ingo Nörenberg, holte ihn nach Redefin, inzwischen wieder Landgestüt, zusammen mit Michael Thieme, dem Vater des internationalen Springreiters André Thieme.
Rolf Günther übernahm die Leitung der neu etablierten Reit- und Fahrschule und später der Hengstleistungsprüfungen. Seine internationalen Verbindungen bewährten sich bei der Vermarktung und seine Kontakte zu den westlichen Zuchtgebieten verschafften Redefin so manchen guten Vererber, wie Cero v. Come On oder Carrico v. Catoki. Daneben ritt er selbst weiter erfolgreich im Sport, oft auf gestütseigenen Hengsten.
Jetzt wurde der 65-Jährige stellvertretende Leiter des Landgestüts Redefin mit allen Ehren in den Ruhestand verabschiedet. Corona-bedingt nur im kleinen Kreis vor Ort aber doch vor vielen Fans, die auf ClipMyHorse der Hengstschau in Redefin zusahen. Mit dem Hengst Grabenstern I v. Grabensee-Juventus gewann er 2006 sein letztes S-Springen in Prussendorf. Der Braune, inzwischen 24 Jahre alt, wurde jetzt zu Rolf Günthers Abschied in die Bahn geführt. Er trug eine Decke mit der Aufschrift: „Lieber Rolf, Dank für 30 Jahre Landgestüt Redefin.“.
Aber weg vom Fenster ist Rolf Günther noch lange nicht. Er bleibt im Präsidium des Pferdesportverbandes Mecklenburg-Vorpommern und kann sich nun mit seiner Frau dem eigenen kleinen Reitbetrieb widmen. Zu tun gibt’s genug und das Schöne am Pferdevirus: Dagegen kann man nicht impfen, er bleibt einem lebenslang erhalten.